Seit 1999 ist der weite freie Bereich unterhalb vom Hotel St. Leonhard als geschützter Landschaftspark aus- gewiesen. Bürger, Patienten der Klinik und Gäste des Hotels genießen die herrliche Aussicht. Jetzt gibt es Bestrebungen der Überlinger Verwaltung und im Gemeinderat, in diesem Bereich fast 20.000qm für hohen Geschosswohnungsbau zu überplanen. Ein beträchtlicher Teil davon soll einem Schweizer Investor verkauft werden. Die Bürgerinitiative Landschaftspark St. Leonhard will das verhindern.
Der beliebte Landschaftspark, der am Hang unterhalb des St. Leonhard Hotels und der Birkle Klinik liegt und für seine Schönheit und Freizeitfläche bekannt ist, steht am Rande einer entscheidenden Veränderung. Der Landschaftspark mit seiner unbezahlbaren Sicht auf den Überlinger See, den Schweizer Alpen und der gegenüberliegenden Seeseite soll einem Neubauprojekt weichen. Bürgermeister und Gemeinderat versprechen „bezahlbaren Wohnraum“, doch die Realität sieht ganz anders aus – und junge Familien melden sich nun zu Wort.
Celia Jakob, 34 jährige Mutter von zwei kleinen Kindern, lebt seit vier Jahren in Überlingen. Ihre Perspektive ist nicht nur die ihrer Familie, sondern spiegelt auch die Bedenken vieler anderer junger Familien wider, welche sie zu der Thematik befragt und die Antworten hier zusammengefasst hat.
Die Vorstellung, dass dieses Landstück – unter den wenigen welche der Region noch bewahrt geblieben sind – gegen „bezahlbaren Wohnraum“ eingetauscht werden soll, erscheint ihnen unrealistisch und kurzsichtig.
„Das ist nicht nur ein schrecklicher Verlust an Lebensraum“, erklärt Jakob, „sondern auch eine Frage der Nachhaltigkeit. Der Gedanke, Flachdachbauten auf solch einer wertvollen Fläche zu errichten, bei gleichzeitiger Reduzierung der Freizeitflächen, ist einfach inakzeptabel.“ Sie und andere neue und langjährige Einwohner fürchten, dass der einmalige Blick auf den See und die Alpen, der diesen Teil von Überlingen so einzigartig macht, bald durch anonyme Wohnblöcke ersetzt wird, die keinen Charme und keinen Charakter haben. “Der bezahlbare Wohnraum, für den hier argumentiert wird, muss erst einmal definiert werden. “Bezahlbar” für wen?” Kritisiert ein Vater von zwei Kindern im alter von 1,5 und 3 Jahren.
Die Sorgen um den Verlust an Erholungs-und Freizeitfläche wird bei weiteren befragten Familien mit Kindern im Alter zwischen 2 und 11 Jahren oft erwähnt. Die Tatsache, dass die Abwertung des Lebensraums der bestehenden Anwohner bei einer möglichen Entscheidung, diesen zu zerstören, kaum berücksichtigt wird, wirft Fragen auf. Es stellt sich die Frage, ob die Bürger und Bürgerinnen bei der kommenden Wahl den aktuellen Bürgermeister unterstützen werden, da es den Anschein hat, als wären ihm ihre Belange nicht wichtig.
Ein weiteres großes Problem, welches die Mehrheit der befragten Familien beschäftigt, ist das fehlende Verkehrskonzept für so ein Bauprojekt. Die Rauensteinstraße, bereits jetzt überlastet, war nie dafür gedacht, als Hauptverkehrsader zu fungieren. Was passiert, wenn sich der Verkehr durch das neue Bauprojekt noch weiter verdichtet? Das wurde von der Stadt bisher noch gar nicht thematisiert.
Und wo sollen all die zusätzlichen Autos parken? Die vorgeschlagene Tiefgarage ist mit hohen Kosten verbunden, die sich auf die Mieten auswirken werden und so den vermeintlich „bezahlbaren Wohnraum“ zusätzlich in Frage stellen.
Dazu erwähnt eine besorgte Mutter von 3 Kindern im Grundschulalter, dass die Gefahr für einen Unfall durch den erhöhten Verkehr zunehmen würde. Ihre Kinder laufen täglich die Rauensteinstraße entlang, um zur Burgbergschule zu gelangen und jeden morgen besteht das Risiko, dass ein Kind von einem Auto im morgendlichen Berufsverkehr angefahren wird. "Das hier ist ein Wohngebiet mit einer Straße, die ursprünglich nicht dazu gedacht war, von mehreren hundert Autos jeden morgen befahren zu werden!"
Die junge Generation denkt an die Zukunft und fordert eine Stadtentwicklung, die den aktuellen und künftigen Bedürfnissen gerecht wird, ohne den einzigartigen Charakter, die Freizeitflächen der Stadtbewohner und den Lebensraum der Artenvielfalt von Überlingen zu opfern.
Die Bebauung dieser wunderschönen Wiese ist ein Thema, das die gesamte Gemeinschaft betrifft. Es ist an der Zeit, dass Überlingen auf die Stimmen der jungen Familien hört und überlegte Entscheidungen trifft, die den wahren Wert dieser Stadt berücksichtigen. Die Zukunft von Überlingen sollte nicht nur in schnellen Bauprojekten, sondern in der Erhaltung des einzigartigen Lebensraums und der Lebensqualität liegen, die diese Stadt und ihre Umgebung so besonders machen.
Das muss nicht sein! |
Wir haben nun alle drei Argumente genauer unter die Lupe genommen und sind zu überraschenden Ergebnissen gekommen:
Mit großer Freude und Stolz möchten wir mitteilen, dass wir den weit über Überlingens Grenzen bekannten Herrn Dr. Bernhard Bueb als Schirmherrn der Bürgerinitiative Landschaftspark St. Leonhard gewinnen konnten. Herr Dr. Bueb setzt sich für den vollständigen Erhalt des Landschaftspark St. Leonhard ein. Anbei sein weises, vorausschauendes, nachhaltiges Statement – dem Gemeinderat Überlingen gewidmet:
Dr. Bernhard Bueb |
Bei der Abwägung des Für und Wider in diesem Konflikt sollten wir an die Menschen in Überlingen denken, wie sie in zwanzig, dreißig ja vielleicht hundert Jahren diese Entscheidung werten.
Der Central Park in New York oder der Englische Garten in München wurden vor über zweihundert Jahren von weitsichtigen New Yorker Bürgern bzw. einem ebenso weitsichtigen König von Bayern gegründet. In diesen zweihundert Jahren gab es immer wieder Versuche, zugunsten von Wohnraum und aus anderen Gründen Teile dieser Parks zu opfern. Jedoch immer haben die Kräfte gesiegt, die für den langfristigen Nutzen kämpften, selbst als in den achtziger Jahren der Bürgermeister von New York aus Kostengründen Teile des Parks schließen wollte. Eine Bürgerinitiative hat dieses Vorhaben vereitelt.
Ich würde mir wünschen, dass der Gemeinderat den Interessen künftiger Generationen von Überlinger Bürgern gerecht wird, indem er für den Erhalt des Landschaftsparks St. Leonhard als grüner Lunge Überlingens stimmen wird.“ Dr. Bernhard Bueb, 24. Juni 2024
Die Bürgerinitiative Landschaftspark St. Leonhard wurde im Mai 2024 gegründet. Bei ihrer ersten Veranstaltung „Podiumsdiskussion mit Gemeinderäten“ im Juni 2024 waren nahezu 300 Zuhörer anwesend. Weitere Aktionen sind geplant.
Der in Überlingen ansässige Landschaftsarchitekt und Künstler Herbert Dreiseitl ist ein international hoch angesehener Experte zur innovativen Nutzung von Wasser im Kontext mit städtischen Umweltherausforderungen.
Zu seinen bahnbrechenden, zeitgenössischen Projekten in den
Bereichen Klimaresilienz, Regenwassermanagement, Stadtplanung und
Landschaftsarchitektur zählen u.a. Projekte am Berliner Potsdamer Platz, dem
Tanner Springs Park Portland Oregon/USA und dem Bishan-Ang Mo Ko Park in
Singapur. Von Herbert Dreiseitl stammte auch der Entwurf für die begeisternde begehbare Plattform über den Bodensee während der Landesgartenschau.
Wir freuen uns sehr, dass Herr Dreiseitl eine gestalterische Vision für unseren Landschaftspark St. Leonhard skizziert hat.
Entwürfe und Skizzen: (c) Herbert Dreiseitl |
Entlang der Rauensteinstrasse könnte eine leichte Mulde zu einem landschaftsprägenden Feuchtraum, womöglich mit Bach, ausgestaltet werden.
- Biotop für Biodiversität
- Raum bedrohter Flora & Fauna
- Retentionsraum zur Pufferung & Speicherung bei Regen
- Microklima zur Kühlung bei Hitze und Trockenheit
- Staubbindung und Luftfilter
- Schönheit des Landschaftsraums zur Lebenswertigkeit
- Biophilia Aspekte
Was halten Sie von dieser tollen Idee? Bitte schreiben Sie uns einen Kommentar dazu!
Im Anschluß an die Begehung des Landschaftspark St. Leonhard hatte die Bürgerinitiative zum Erhalt des Landschaftsparks zu einer Podiumsdiskussion mit Vertretern der Überlinger Parteien und Wählervereinigungen eingeladen. Über 200 Besucher verfolgten interessiert die Sachvorträge und die Diskussion.
Wir können es noch immer nicht fassen: Der Andrang interessierter Bürger und Bürgerinnen zur Infoveranstaltung und Podiumsdiskussion war unbeschreiblich! "Köpfe zählen" war fast unmöglich und so müssen wir schätzen, dass rund 250-300 Besucher unserer Einladung gefolgt waren. Einen herzlichen Dank dafür an Jeden und Jede, zeigt es uns doch, dass wir als Bürgerinitiative auf einem guten Weg sind, die St. Leonhardswiese und den ganzen Landschaftspark zu retten.
Massen an interessierten Bürgerinnen und Bürgern schauen sich an, was gerettet werden muss! |
Es ist kaum vorstellbar, dass der liebevoll "Via Krück" (wegen der vielen Patienten der Birkle Klinik, die nach Operationen während der Reha die Landschaft nur mit Gehhilfen genießen können) genannte Wanderweg schon einmal so viele Menschen gleichzeitig gesehen hat. Alle wollten sehen, was nach dem Willen der Stadtverwaltung und mehrheitlichen Teilen des Gemeinderates unwiederbringlich bebaut und zerstört werden soll.
Stadträtin
Bernadette Siemensmeyer und Cornelia Wiethaler, die den Landschaftspark
vor 25 Jahren konzipierte und umsetzte, und der Vorsitzende des
NABU, Hartmut Walter, erklärten den Besuchern den Landschaftspark und
seine ökologische Vielfalt.
Unter den vielen Besuchern waren auch der frühere OB Volkmar Weber und Peter Männer, früher Hauptamtsleiter. (rechts im Bild) |
Über die anschließende Veranstaltung im Bankettsaal des Parkhotels St. Leonhard werden wir noch ausführlich berichten. Dort reichten die vielen Stühle nicht aus, um allen Besuchern einen Sitzplatz zu bieten. Trotzdem harrten alle auch stehend aus, um die Präsentationen und die spannenden Diskussionen mit Mitgliedern des Gemeinderates zu verfolgen. Aus dem Publikum gab es viele interessierte Fragen und Stellungnahmen.
Die Bürgerinitiative Landschaftspark St. Leonhard freut sich über weitere namhafte Unterstützer ihrer Bestrebungen, den Landschaftspark St. Leonhard in seiner ganzen Ausdehnung und Fläche unbebaut zu lassen.
Seit mehreren Jahren gibt es Bestrebungen der Verwaltungsspitze und von Mehrheiten im Überlinger Gemeinderat, große Teile des Landschaftspar...