Celia Jakob, die 34 jährige Mutter von zwei kleinen Kindern, lebt seit vier Jahren in Überlingen. Ihre Perspektive ist nicht nur die ihrer Familie, sondern spiegelt auch die Bedenken vieler anderer junger Familien wider, welche sie zu der Thematik befragt und die Antworten hier zusammengefasst hat.
Die Vorstellung, dass dieses Landstück – unter den wenigen welche der Region noch bewahrt geblieben sind – gegen „bezahlbaren Wohnraum“ eingetauscht werden soll, erscheint ihnen unrealistisch und kurzsichtig.
„Das ist nicht nur ein schrecklicher Verlust an Lebensraum“, erklärt Jakob, „sondern auch eine Frage der Nachhaltigkeit. Der Gedanke, Flachdachbauten auf solch einer wertvollen Fläche zu errichten, bei gleichzeitiger Reduzierung der Freizeitflächen, ist einfach inakzeptabel.“ Sie und andere neue und langjährige Einwohner fürchten, dass der einmalige Blick auf den See und die Alpen, der diesen Teil von Überlingen so einzigartig macht, bald durch anonyme Wohnblöcke ersetzt wird, die keinen Charme und keinen Charakter haben. “Der bezahlbare Wohnraum, für den hier argumentiert wird, muss erst einmal definiert werden. “Bezahlbar” für wen?” Kritisiert ein Vater von zwei Kindern im alter von 1,5 und 3 Jahren.
Die Sorgen um den Verlust an Erholungs-und Freizeitfläche wird bei weiteren befragten Familien mit Kindern im Alter zwischen 2 und 11 Jahren oft erwähnt. Die Tatsache, dass die Abwertung des Lebensraums der bestehenden Anwohner bei einer möglichen Entscheidung, diesen zu zerstören, kaum berücksichtigt wird, wirft Fragen auf. Es stellt sich die Frage, ob die Bürger und Bürgerinnen bei der kommenden Wahl den aktuellen Bürgermeister unterstützen werden, da es den Anschein hat, als wären ihm ihre Belange nicht wichtig.
Ein weiteres großes Problem, welches die Mehrheit der befragten Familien beschäftigt, ist das fehlende Verkehrskonzept für so ein Bauprojekt. Die Rauensteinstraße, bereits jetzt überlastet, war nie dafür gedacht, als Hauptverkehrsader zu fungieren. Was passiert, wenn sich der Verkehr durch das neue Bauprojekt noch weiter verdichtet? Das wurde von der Stadt bisher noch gar nicht thematisiert.
Und wo sollen all die zusätzlichen Autos parken? Die vorgeschlagene Tiefgarage ist mit hohen Kosten verbunden, die sich auf die Mieten auswirken werden und so den vermeintlich „bezahlbaren Wohnraum“ zusätzlich in Frage stellen.
Dazu erwähnt eine besorgte Mutter von 3 Kindern im Grundschulalter, dass die Gefahr für einen Unfall durch den erhöhten Verkehr zunehmen würde. Ihre Kinder laufen täglich die Rauensteinstraße entlang, um zur Burgbergschule zu gelangen und jeden morgen besteht das Risiko, dass ein Kind von einem Auto im morgendlichen Berufsverkehr angefahren wird. "Das hier ist ein Wohngebiet mit einer Straße, die ursprünglich nicht dazu gedacht war, von mehreren hundert Autos jeden morgen befahren zu werden!"
Die junge Generation denkt an die Zukunft und fordert eine Stadtentwicklung, die den aktuellen und künftigen Bedürfnissen gerecht wird, ohne den einzigartigen Charakter, die Freizeitflächen der Stadtbewohner und den Lebensraum der Artenvielfalt von Überlingen zu opfern.
Die Bebauung dieser wunderschönen Wiese ist ein Thema, das die gesamte Gemeinschaft betrifft. Es ist an der Zeit, dass Überlingen auf die Stimmen der jungen Familien hört und überlegte Entscheidungen trifft, die den wahren Wert dieser Stadt berücksichtigen. Die Zukunft von Überlingen sollte nicht nur in schnellen Bauprojekten, sondern in der Erhaltung des einzigartigen Lebensraums und der Lebensqualität liegen, die diese Stadt und ihre Umgebung so besonders machen.
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